Positionspapier

Service und Assistenz: Deutschland braucht einen neuen Beruf!

Positionspapier

Am 21. Juni 2021 veranstaltete der Verein zur Förderung eines Nationalen Gesundheitsberuferates (NGBR) in Kooperation mit Caro Ass e.V. in Berlin das Symposium

Welchen Beitrag können Service- und Assistenzkräfte zur Sicherstellung der Gesundheitsversorgung leisten? Versuch einer Klärung in einer kontroversen Debatte

Als Ergebnis legen wir, die Veranstalter und Unterzeichner, dieses Positionspapier vor. Es basiert auf den langjährigen Erfahrungen des erfolgreichen Stuttgarter Modells der „Servicehelfer im Sozial- und Gesundheitswesen“ und den aktuellen Beiträgen des Symposiums. Diese greifen aus unterschiedlicher Perspektive folgende zentrale Fragen auf: 

Bei der Beantwortung dieser Fragen wird künftig den durch Ausbildung qualifizierten Service- und Assistenzkräften im Gesundheits- und Sozialwesen eine wichtige Rolle zukommen. Wir sprechen von einem neuen Beruf und einer Win-win-Situation für alle Beteiligten: 

Was wir fordern

Menschen eine Chance geben!

Viele Jugendliche haben aus unterschiedlichen Gründen wenig Chancen, einen Ausbildungs- und krisensicheren Arbeitsplatz zu bekommen. Gering qualifizierte Erwachsene finden oft keine Festanstellung jenseits von Minijobs. Wir können es uns nicht leisten, diesen Personen keine Chance zu geben. Service- und Assistenzberufe bieten sinnstiftende, zukunftsfähige und auskömmliche Arbeitsplätze in einem Gesundheitswesen, das trotz Digitalisierung personalgebunden bleiben wird.

Nähe und eine sichere Versorgungsumgebung schaffen!

Service- und Assistenzkräfte schaffen durch ihre ergänzenden Leistungen und durch ihre Nähe zu den Menschen eine sichere Versorgungsumgebung. Sie unterstützen kranke, alte, behinderte, einsame, generell hilfesuchende Menschen. Sie übernehmen Aufgaben, die nicht (mehr) alleine von Angehörigen und Ehrenamtlichen geleistet werden können. Diese Aufgaben sollen ebenso nicht länger von dafür nicht qualifizierten Personen oder von überqualifizierten Gesundheits-, Pflege- und Sozialberufen übernommen werden. Service- und Assistenzkräfte ersetzen nicht professionelle Fachkräfte in Pflege, Therapie und im Sozialbereich.

Daseinsvorsorge ernst nehmen und eine bedarfsgerechte Versorgung sichern!

Service- und Assistenzkräfte arbeiten in Krankenhäusern, Pflege- und Reha-Einrichtungen oder Einrichtungen der Behindertenhilfe. Um den Einsatz auch da zu verstärken, wo weiterer Bedarf besteht – im ambulanten Bereich, zu Hause, im Quartier oder einer Kommune – sind unterschiedliche Akteure in der Pflicht zu handeln. Service- und Assistenzkräfte leisten einen Beitrag zum gelingenden Personal- und Versorgungsmix. Sie lindern indirekt den insbesondere durch die demographische Entwicklung entstandenen Personalnotstand und Fachkräftemangel in allen Bereichen der Versorgung. Die Finanzierung von Service- und Assistenzkräften ist heute schon teilweise möglich und künftig sicherzustellen. 

Für die rechtlichen Rahmenbedingungen sorgen!

Ein gemeinsamer Definitionsrahmen für Ausbildung und berufliche Tätigkeit sowie rechtliche Regulierungen des neuen Berufs sind unabdingbar. Hier sind die Regelungsgeber im Bund und in den Ländern gefragt. Es gilt, ein klares Aufgabenprofil und adäquate Rahmenbedingungen bei der Berufsausübung (Bezahlung, Bildungsmaßnahmen, Qualitätssicherung u. ä.) festzulegen. Ebenso ist ein verbindliches, zielgruppengerechtes Curriculum notwendig, das u.a. schulische und praktische Lernsituationen und -orte, assistiertes Lernen und sozialpädagogische Begleitung vorsieht. Die Durchlässigkeit und Anschlussfähigkeit der Ausbildung, z.B. an Gesundheits- und Pflegefachberufe, müssen selbstverständlich sein.

Ein gutes Leben ermöglichen und gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken!

Service- und Assistenzkräfte sorgen dafür, Menschen am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu lassen und zu integrieren, sie in der täglichen Versorgung zu unterstützen, Einsamkeit vorzubeugen, Mobilität zu ermöglichen – kurzum, möglichst vielen Menschen trotz Einschränkungen ein gutes Leben zu sichern. Das Wirken der Service- und Assistenzkräfte ist generationenübergreifend und integrativ. Sie stärken durch ihre Tätigkeit den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Wie geht es weiter?

Die Vorstände der veranstaltenden Vereine richten das Positionspapier und ihre Forderungen an Entscheider aller Ebenen. Sie werden sich konsequent für deren Umsetzung einsetzen.

Wir ermutigen ausdrücklich zum Engagement für dieses gesamtgesellschaftliche Anliegen. Wir freuen uns auf Fragen, Anregungen und viele Mitwirkende! 

Zur Mitunterzeichnung des Positionspapiers schreiben Sie bitte eine E-Mail an info@forumfuergesundheitsberufe.de unter Angabe von Namen, Titel und Berufsbezeichnung.

——————————————————————————–

Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit verwenden wir im Text das generische Maskulinum. Wir schließen damit ausdrücklich alle Personen (m, w, d) ein.

Wir unterzeichnen

Die Vorstandsmitglieder des Vereins zur Förderung eines Nationalen Gesundheitsberuferates und des Caro Ass e.V.:

Prof. Dr. Andreas Büscher

Adalbert Erben

Michaela Evans

Prof. Dr. iur. Gerhard Igl

Prof. Dr. Michael Rosentreter

Dr. Almut Satrapa-Schill

Ute Schienmann

Torsten Ziegler 

Mitunterzeichner

Alexander Decker-Weimer, Gesundheits- und Sozialmanager BoA

Martina Feulner, Diplom-Oecotrophologin

Prof. Dr. Stefan Görres, Institut für Public Health und Pflegeforschung (IPP), Universität Bremen

Diana Hermann, Virtuelle Assistentin, Beratung und Betreuung von Vereinen, Stiftungen und KMU

Christof Heusel, Geschäftsführer Entwicklungszentrum Gut altwerden GmbH

Sabine Hindrichs, Pflegepoltische Referentin der Bundespflegekammer e.V., Freiberufliche Dozentin für Pflegefachthemen im SGB XI Bereich, Fachbuchautorin 

Anna Lisa Keimer, Pflegeberaterin, Gesundheits- und Krankenpflegerin B.A. 

Lioba Petruck, Lehrerin für Pflege (Diakonie in Südwestfalen gGmbH, Pflegebildungszentrum/Fortbildungszentrum)

Petra Pfeiffer

Thomas Schlünkes, carpe diem GBS mbH, Leiter Personalmanagement, Prokurist

Kontakt: info@forumfuergesundheitsberufe.de

Link zur Pressemitteilung